Busreise vom 17.9. bis 22.9.2024
Nachdem wir schon vor mehr als 30 Jahren die Provence mit dem Motorrad erkundet hatten, wollten wir es dieses Mal etwas "gemütlicher" angehen und fuhren mit dem Super-Luxus-Bus 2+1*****, unserer Großraum-Limousine mit eigenem Chauffeur.
Nach der "Haustürabholung" um 5:01 Uhr (!), starteten wir mit 19 weiteren Reisegästen frohgemut Richung Frankreich, doch zog sich die Anreise sehr in die Länge, weil uns ein Stau bei Karlsruhe (der eigentlich schon seit den frühen Morgenstunden in den Verkehrsnachrichten gemeldet worden war) doch ziemlich lange aufhielt. So wurde der geplante Bummel in Lyon gestrichen und wir fuhren spätnachmittags direkt nach Villefranche in unser schönes ****-Hotel.
Nach einem guten Frühstücksbüfett starteten wir dort am nächsten Tag pünktlich um 8 Uhr schon zum ersten Highlight: dem Pont du Gard, einem beeindruckenden Aquädukt, das zur Zeit der Römer das Wasser in die Stadt Nîmes leitete. Zu recht ist es eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Südfrankreichs.
Die Anlage ist touristisch voll erschlossen und bietet neben Souvenir-Shops, Museum, Filmvorführungen, Sanitär-Anlagen etc. vor allem asphaltierte breite Wege, die die Besuchermassen bequem Richtung UNESCO-Weltkulturerbe kanalisieren. An diesem Monument angekommen, fragten wir uns, wo denn die 3. Galerie hingekommen sein mochte – über uns erhoben sich nämlich nur 2 steinerne Etagen. Näher gekommen, fand sich auch die verloren geglaubte 3. Etage – unter uns nämlich, denn wir standen bereits auf der mittleren Ebene. Erleichterung, schließlich hatten wir uns schon mit Google vorbereitet und wären sehr enttäuscht gewesen…
Gemütlich bummelten wir auf breiten Wegen nun hinunter ans Ufer des Gard-Flusses und genossen endlich den Blick auf den kompletten Brücken-Komplex mit allen 3 Stockwerken und anschließend noch ein Eis, bevor wir uns langsam auf den Rückweg machten.
In Avignon, wo wir den Parkplatz nach diversen Ehrenrunden unseres Busses schließlich doch erreichten, nahm uns ein örtlicher Stadtführer in Empfang. Hier, bei der berühmten „halben“ Brücke erfuhren wir, dass früher nicht „sur“ le pont d´Avignon, sondern „sous“ le pont, also darunter getanzt wurde. So, dann wissen wir das jetzt auch.
Über recht holpriges Kopfsteinpflaster ging es nun 2 ½ Stunden lang durch Avignon, vorbei am Rathaus und hinauf zum Papst-Palast und der relativ schmucklosen Kirche … Immerhin hatten wir von oben einen sehr schönen Blick auf Le Pont St. Bénézet, wie Le Pont d´Avignon eigentlich heißt, bevor wir wieder abwärts in Richtung Omnibus spazierten.
Arles war für die nächsten 5 Tage unsere „Heimat“, doch das ***Hotel hatte leider zurecht mindestens einen Stern weniger als das gestrige Hotel, was uns natürlich nicht freute, als wir die kleinen Zimmerchen bezogen, in denen es kaum Stauraum für unsere Sachen gab.
Das Abendessen, bestehend aus einer kleinen Gemüse-Tarte auf – wie üblich – (f...-)trockenem Blattsalat, einem Schweinebraten mit Pommes Dauphine und einem Schälchen Ratatouille, wurde von einer Panna Cotta gekrönt, die wir uns nach 11.049 Schritten, 6,85 km und 352 kcal auch verdient hatten.
Die malträtierten Füße brummten und freuten sich auf die nächtliche Erholung!!
Am nächsten Morgen holte uns der örtliche Reiseführer um 9 Uhr zur Stadtführung in Arles ab. Noch war der Himmel wirklich gräulich, aber wir bauten darauf, dass sich die Sonne wieder durchsetzen würde, und das tat sie dann auch!
Nach dem gut zweistündigen Rundgang, bei dem wir unter anderem auf van Goghs Spuren wandelten und uns in Hotelnähe noch ein kleines Eis gönnten, brachte uns der Bus nach Les Baux in eines der „schönsten Dörfer Europas“, wo wir bei strahlendem Sonnenschein auf glatten und extrem unebenen Steinen durch die engen Gässchen hinauf zur Burg spazierten - natürlich waren wir auch hier nicht allein unterwegs und wollten uns gar nicht vorstellen, was hier während der Hochsaison los sein muss…
Es folgte das nächste Highlight des Tages: die Stier-Manade! Auf einer Stierzucht-Farm wurden wir nach einem kleinen Begrüßungs-Drink per Leiterwagen und Traktor standesgemäß zu den Stieren gekarrt, von denen dann im Rahmen einer kleinen Vorstellung durch das Personal hoch zu Ross einzelne Tiere von der Herde separiert wurden. Ganz im Stile der Cowboys, die man aus den Westernfilmen kennt. Die Stiere kennen das Prozedere anscheinend und machten gute Miene zum Touristen-Spektakel.
Oder sie wissen, was ihnen blüht, wenn sie nicht brav sind: dann landen sie nämlich hinterher in Form von Stierleberwurst und Stiergulasch auf dem Tisch der Gäste, die sich die verarbeiteten Vierbeiner schmecken lassen. Bon appétit! Es wurde ein geselliges unterhaltsames Beisammensein, bei dem wir merkten, dass wir hier wirklich in der Camargue und damit „auf dem Land“ waren: mit Beginn der Dämmerung nahmen nämlich hungrige Stechsauger zielsicher Kurs auf die Reisegruppe!
Nächster Tag:
Vorbei an den leider schon längst abgeernteten Lavendelfeldern steuerten wir nun das Lavendelmuseum Le Château du Bois an, in dem wir durch ein gut gemachtes Video interessante Infos zum Lavendel erfuhren.
Natürlich durfte ein Rundgang durch den Shop mit der vielfältigen Produktpalette des Hauses nicht fehlen... Wir verließen das Etablissement allerdings schwäbisch – mit leeren Händen und ebensolchen Blasen, da wir nicht vorhatten, nun unser Leben lavendarisch auszurichten.
Die Zisterzienserabtei von Sénanque entpuppte sich als überbewertet, denn wir mussten, um einen Blick in die relativ schmucklose Kapelle zu werfen, einen ordentlichen Fußmarsch hinter uns bringen. Eigentlich hätte ein Foto mit dem Tele-Objektiv genügt… Dass sich so nebenbei unsere überaus gebildete und - ihrer Ansicht nach - sehr gut französisch sprechende ehemalige Lehrerin Helga noch verirrte und zwei weitere Reiseteilnehmerinnen auf den falschen Weg schickte, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Dass wir während der Suche nach ihr weder Internet bzw. GPS und Mobile Daten hatten, hat alles nur noch ein bisschen spannender gemacht.
Als die Gruppe endlich komplett war, brachte uns der Bus nach Gordes. Eines der „schönsten Dörfer“ enttäuschte uns aber und wir hätten es besser gleich links oder rechts liegen lassen sollen.
Deutlich hübscher wirkte da Roussillon mit seinen ockerfarbenen Häusern und den ockerfarbenen bis roten Felsen, von denen es umgeben ist. Zum Glück war die Sonne grade im Sinkflug und tauchte die Landschaft in warmes Licht – die Fotografierenden und Hobbyfilmer freute es natürlich.
Nach einer langen Busfahrt konnten wir uns anschließend wieder an einem leckeren 3-Gang-Menü erfreuen: Camembert-Toast auf „naturbelassenem“, da nahezu Dressingfreiem Blattsalat, Lachs auf Gemüsebett, eine (!) kleine Kartoffel und eine sehr kleine gebratene Melonenscheibe warteten auf uns. Den Abschluss bildete dann aber ein überaus reichhaltiges Dessert: Brownie, Vanille-Eis und Sahne! Etwas too much of a good thing… Wir kapitulierten spätestens beim Brownie, obwohl wir ihn nach 7,87 km, 12.699 Schritten und 405 kcal ohne schlechtes Gewissen hätten genießen dürfen.
Schon war der letzte Urlaubstag in der Provence angebrochen....
Als erstes besuchten wir heute in Aix-en-Provence den Wochenmarkt, der sich als Riesenspektakel in der Innenstadt entpuppte. Hier werden nicht nur landwirtschaftliche Produkte aus der Region angeboten, sondern alles, was in Deutschland auch die Krämermärkte anpreisen: Küchengeräte, Kurzwaren, billige Kleider, Taschen, Schuhe, Schals, Schmuck, Handarbeiten aller Art – und das in mehreren langen Straßen und Marktplätzen. Das Angebot war überall relativ identisch und nach einer Stunde ergatterten wir ein nettes Plätzchen an der Hauptstraße, wo wir geraume Zeit auf ein Getränk warten mussten. Kaum hatten wir es schnell hinter die trockene Binde gegossen, als wir uns schon auf den Rückweg zum Bus machten. Eigentlich waren wir auf eine Stadtbesichtigung eingestimmt gewesen – stattdessen gibt es nun eben viele bunte Bilder vom Markttreiben. Ja, wenn du nicht kriegst, was du willst, musst du eben wollen, was du kriegst… So bleibst du stets glücklich und zufrieden!
Punkt 12 Uhr fuhren wir zügig nach Cassis, denn nun stand der letzte Höhepunkt dieser Reise bevor: eine Bootsfahrt entlang der Calanques, wo wir steile Felsklippen aus nächster Nähe vom Wasser aus genießen wollten. Es blieb aber beim Wollen: alle Boote lagen nämlich fest vertäut im Hafen, denn bei einem Sturm dieser Stärke wird die gesamte Schifffahrt eingestellt. Alternative? Keine. Also: Bummeln auf der Strandpromenade, wo es von Touristen nur so wimmelte. Die Restaurants waren voll besetzt und die Gourmets unter ihnen genossen coram publico Austern und anderes Meeresgetier zu gediegenen Preisen.
Da es heute ja noch ein Abschluss-Essen in einem Spezialitäten-Restaurant in Arles geben würde, suchten und fanden wir noch einen Tisch in einem kleinen Bistrot und gönnten uns eine Abkühlung, Meerblick inklusive. Das kleine Rundfahrt-Zügle brachte uns zwei Stunden später bequem hinauf zum Omnibus und dieser uns zurück nach Arles.
Dann folgte der leider unrühmliche Abschluss des Urlaubs: Das rustikale Szene-Lokal mit Gewölbedecke entpuppte sich als eine überfüllte Besenwirtschaft, in welcher für uns nur 21, statt der bestellten 23 Plätze reserviert waren. Dafür saß man auf den unterschiedlichsten Sitzmöbeln, die nicht nur unbequem, sondern auch meist zu niedrig waren, als dass man da gut würde essen können.
Die Vorspeise bestand aus zwei kross gebratenen Hacksteaks auf wieder einmal völlig naturbelassen daher kommenden Salatblättern, gefolgt von einer Scheibe lauwarmen Schwertfischs mit laukalter Ratatouille. Lediglich das Beilagen-Schälchen Kartoffelbrei hatte angenehme Ess-Temperatur. Wenigstens das Eis-Dessert genügte unseren Ansprüchen und rundete das letzte Abendmahl auf dieser Reise ab.
Allmählich steigerte sich die Lautstärke in dem kleinen, voll besetzten Raum ins nahezu Unerträgliche und wie einige andere Gäste, traten auch wir zeitig den geordneten Rückzug an. Zwei Teilnehmer unserer Gruppe hatten schon vor dem Essen das Weite gesucht und auf eigene Kosten in einem besseren Restaurant den letzten Abend verbracht.
Wir freuten uns kurz nach neun noch auf einen Abschluss-Pastis im Hotel – ha! Zu früh gefreut: Heute war der Wurm wirklich von A bis Z drin, denn die Hotelbar war seit 21 Uhr geschlossen und der nette Ober, der uns trotzdem nicht verdursten lassen wollte, hatte aber nur noch ein Glas Pastis zu bieten. Auf das verzichteten wir dann aus freien Stücken. Auch eine Möglichkeit, fremdbestimmt und alkoholfrei zu erholsamer Nachtruhe zu kommen…
Rückreise:
Da man sich seitens des Hotels bereit erklärt hatte, uns bereits um 6:30 Uhr zum Frühstück zuzulassen, saßen wir alle um 7:15 Uhr abfahrtsbereit im Bus.
950 km lagen vor uns und es ging (fast) staufrei und zügig nach Hause, wo wir eineinhalb Stunden früher als erwartet eintrafen. Dafür standen wir in Stuttgart im Shuttle eine gute halbe Stunde im Stau fest, weil kurz zuvor der VfB 5:2 gewonnen hatte und die Fans nun auch nach Hause wollten. Stop and go – aber mehr stop… Doch irgendwann waren auch die letzten 20 km überstanden und wir kamen todmüde, aber wohlbehalten daheim an.
Ca. 2.500 km lagen schließlich hinter uns. Das Wetter war hervorragend und sonnig gewesen und es hatten angenehme Temperaturen geherrscht. Dieser Urlaub war wirklich eine schöne Auszeit vom Grau des deutschen Herbstwetters, das während unserer Abwesenheit über Deutschland lag. Perfektes Timing...