IRAN - Land der Gegensätze

Studienreise vom 22.9. - 1.10.2017

Nach unserer in 2009 durchgeführten Reise nach Usbekistan wollten wir dieses Jahr die Sehenswürdikeiten Irans - als Fortsetzung der Seidenstrasse nach Süden - erkunden.

Von Frankfurt aus ging es um 15.45 Uhr (mit 45 Minuten Verspätung) via Istanbul (1,5 Stunden Aufenthalt) nach Schiras, wo wir dann glücklich mit den anderen 22 Reiseteilnehmern gegen 3 Uhr morgens ziemlich zerschlagen im Hotel ankamen....

Nach einem "späten" (!) Frühstück wurden wir dann aber schon um 9 Uhr wieder am Bus versammelt -- wir waren ja schließlich nicht zum Vergnügen, sondern zu Studienzwecken unterwegs !! Aber keine Angst - wir haben hier kein weiteres Geschichtsbuch geschrieben, sondern "nur" unsere Reise-Eindrücke wiedergegeben. :-)

 

Die Besichtigung der Stadt Schiras (Shiraz) und ihrer Sehenswürdigeiten standen auf dem Programm des Tages.

Von der Rosenmoschee (Nasir-al-Molk-Moschee) ging es zu den Paradiesgärten, weiter zu den Gartengräbern der in Iran hoch verehrten Dichter Saadi und Hafes und -- natürlich -- durch den Basar.

Die Rosenmoschee -- so genannt wegen der Rosenmotive auf den Kacheln überall

Die berühmten Rosenkacheln

Alles wird dokumentiert .....

Mausoleum von Hafes, dem Dichter

Gut beschirmt und züchtig verhüllt, weiß man sich den Gepflogenheiten des Gastlandes anzupassen...  Den Hautarzt freut das natürlich und die Gastgeber lassen auch keine Alternative zu.

Die Werke beider Dichter, Saadis und Haafes', sind heute noch fester Bestandteil des Unterrichts in iranischen Schulen und auch unsere Reiseleiterin Sarah begann jeden Morgen im Bus mit einem - auswendig dargebotenen - Gedicht in ihrer melodiösen Muttersprache. 

Am nächsten Tag unternahmen wir einen Ausflug in das sagenumwobene Persepolis, dem Glanzlicht der altpersischen Kultur und heutigem UNESCO-Weltkulturerbe.

Hier machte Sarah deutlich, wie tolerant man damals mit Andersgläubigen umging. Zahlreiche gut erhaltene und kunstvoll gearbeitete Reliefs zeigten uns, was man dem Großkönig des persischen Weltreiches damals schenkte: Kleidung, Waffen, Löwen, Kamele, Gold.....

Das einst riesige Persepolis beeindruckt auch heute noch alle Besucher.

Eine lange Führung  mit Sarahs detaillierten Ausführungen ließ uns die persische Geschichte anschaulich werden.

Stier, Adler und Wolf !!!!

Zu bestaunen war die hohe Kunst der damaligen Steinmetze, deren Werke die Zeiten überdauert haben und die heute noch Zeugnis von der hoch entwickelten Kunst ablegen.

She was very impressed!!!

 

Und unter der sengenden Sonne haben sich Schleier und Sonnenhut wirklich bewährt, denn sie gaben Sonnenbrand und -stich keine Chance!!!!

Da guggsch !!!!

Spiegelungen .....

Als nächstes standen die Felsengräber in Nagsch-e-Rustam auf dem Besuchsprogramm.

Eindrucksvoll, mit welcher Kunstfertigkeit die riesigen Steinfiguren gearbeitet wurden und die ruhmreichen  Geschichten zu den Siegen des Großkönigs in Stein gemeißelt worden sind.....

 

Hier wurden bei manchen Reiseteilnehmern Erinnerungen an die Felsengräber in Petra wach.

Nachmittags gegen 16 Uhr war es schon mehr als "angenehm warm".....

.... Wehe dem Steinmetz, wäre der Meißel mal abgerutscht...

In Pasargadae bestaunten wir am folgenden Tag auf einer kargen Ebene in 1900 Metern Höhe die Säulen und steinernen Überreste der ersten Residenzstadt des Perserreiches -- inzwischen ebenfalls UNESCO-Weltkuturerbe.

Auch das Grabmal des Reichsgründers Kyros lässt die einstige Macht des Herrschers über ein Reich, das von der Ägäis bis weit nach Zentralasien hinein reichte, erahnen.

 

Danach fuhren wir weiter durch phantastische Landschaften nach Abarkuh, wo wir die 4000 Jahre alte Zypresse  und das alte Eishaus aus Lehm bestaunten.

Anschließend überquerten wir im warmen Licht der untergehenden Sonne das eindrucksvolle Löwengebirge mit einem 2630 Meter hohen Pass und kamen in die Oasenstadt Yasd am Rande der Wüste, die Stadt der Zoroaster, Anhänger der Lehren des Zarathustra.

Um sich jedoch hier eine Vorstellung von den einstmaligen Dimensionen der Gebäude zu machen, bedarf es aber schon einer hohen Vorstellungskraft. 

Selbst zwischen den kläglichen Überresten der mächtigen Säulen fühlte man sich wirklich winzig klein.

Die Studiosi am Grab des Kyros

Stamm der uralten Zypresse. Für ihre 4000 Jahre hat sie sich aber wirklich gut gehalten !

Auch farbenprächtige Blüten waren in der kleinen Anlage bei der Zypresse zu bewundern...

Das alte Eishaus war unten gefüllt mit Wasser und oben offen, so konnte durch die Luftströmung eine Kühle erzeugt werden. Und das ohne jegliche Elektrizität! Ganz schön schlau, die alten Perser !!!!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fahrt durch tolle Landschaften ....

... bis schließlich das Abendrot die Löwenberge in ein herrliches "Alpenglühen" tauchte - im Bus war es mucksmäuschenstill, so beeindruckt waren alle von dieser Landschaft.  

Am nächsten Tag erkundeten wir in Yasd die Türme des Schweigens, wo früher die Toten abgelegt und von Raubvögeln naturnah "entsorgt" wurden.

Zahlreiche gut erhaltene Gebäude dienten damals als "Hotels" für die angereisten Trauergäste.

 

Im Feuertempel der Zoroaster loderte das heilige Feuer, das nie ausgehen darf und seit Jahrtausenden brennt....

Anschließend spazierten wir durch Yasds Altstadt, wo Gassen - gemauert als Tunnel - und Windtürme es erlauben, der Hitze des Tages zu trotzen -- im Sommer wird es hier bis zu 40 Grad heiß, und das 9 Monate lang....

Der obligatorische Besuch in der Teppichhandlung kam auch dazu. Als "Entschädigung" hatten wir jedoch vom Dach der Firma aus einen wunderbaren Blick über die Stadt mit ihren legendären Windtürmen.

Ein Highlight war danach der Besuch der blau gekachelten Freitagsmoschee mit uralten unterirdischen Gebetsräumen und Gewölben.

 

Ein Turm des Schweigens

Da es ein relativ diesiger Tag mit wenig Fernsicht war, verzichteten wir auf den mühevollen Aufstieg und spazierten stattdessen offenen (Kamera-) Auges durch die weitläufige Anlage.

Sarah ließ uns auch durch eine praktische Übung einen kleinen Einblick in die alten Beerdigungs-Riten erhaschen - davon gibt es natürlich kein Foto-Dokument, weil alle ins praktische Tun einbezogen waren. 

Gelobt sei der mehr oder weniger erzwungene Sonnenschutz, denn "der Planet sticht" schon am Vormittag.

"Gästehäuser" zur Bewirtung und Nächtigung der Trauergäste

Feuertempel der Zoroaster

Das Ewige Feuer

Zarathustra himself....

Eleganter Windturm. Durch die nach oben strömende Luft wird das Gebäude gekühlt. - Die Perser brauchten für ein angenehmes Wohnklima keine brummenden und Wärme abstrahlenden Klimaanlagen...

Tunnelartige Gasse, im Sommer angenehm kühl

Blau gekachelte Freitagsmoschee

Straßenszene vor der Moschee - orientalisches Leben wie aus dem Bilderbuch.

Kunstfertigkeit -- man kann die damaligen Handwerker nur bewundern !!

... siehe oben !!

Frontansicht der Freitagsmoschee

Weiter ging die Reise in die schönste Stadt Irans -- nach Isfahan, wo wir 3 Tage verbrachten.

Wasserspiele, gepflegte Anlagen und viel Grün prägen das Stadtbild.

Hier gab es nur Highlights: der 40-Säulen-Palast, der Ali-Qapu-Palast, der riesige Meidan-e-Imam-Platz, die Lotfallah- und die Imam-Moschee, und .......

Die farbenfrohen Basare mit den "Straßen" der verschiedenen Handwerker und Kaufleute verlockten diverse Mitreisende zu manchem Mitbringsel....

 

Imam-Moschee in Isfahan -- 470 Gewölbe anzuschauen, das dauert ganz schön lang !!!! Einen entsprechenden Urlaub hätten wir uns jedoch nicht leisten können.

... die Lotfollah-Moschee, die sogenannte "Frauen-Moschee", ist das einzige Gotteshaus mit beiger Kuppel; davor der riesige Meidan-Platz. Er soll wohl der zweitgrößte Platz der Welt sein und hat wirklich enorme Ausmaße.

Der Ali-Qapu-Palast. Wir haben allerdings auf den  Aufstieg zum Dach des Gebäudes verzichtet, da die Stufen so hoch sind, dass die etwas kurz geratenen Reisenden den Abstieg nur auf dem Hosenboden hätten bewältigen können. Uns reicht die schwäbische Kehrwoche, da müssen wir nicht noch mit dem Allerwertesten den iranischen Boden blank putzen... Ha no!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ziegel und Keramik - Handwerkskunst in den Moscheen...

... und überall das strahlende Blau in den beeindruckenden Ornamenten.

Da fiel einem wirklich die Wahl schwer, welches Motiv noch mit der Kamera festgehalten werden sollte.

   

    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

... ohne die beiden Religionsführer geht nichts !!!

Wer sich weigert, in seiner Firma eines der Bilder auszustellen, kriegt seinen "Laden dichtgemacht".

   

Immer wieder faszinierend: die kunstvollen Arbeiten !!!!

... hier kann man es als Imam aushalten !!

Schattiger Innenhof in der Moschee ....

An allen Seiten des Meidan-Platzes gibt es Laubengänge mit allem Möglichen -- Kunsthandwerk (homemade, nix aus China....), Gewürze, Kleidung, Töpfe, Pfannen, Schuhe, Schmuck........

Hier kann man seinen Hausrat vervollständigen. Kupfergeschirr, von Hand verziert.

Reich geschmückte Keramik-Gefäße

Der 40-Säulen-Palast. Das mit den 40 Säulen allerdings ist Bluff - mitgezählt werden auch die Säulen, die sich im Wasser spiegeln. Ja, ja, Knowhow der Altvorderen...

Die Kamera war immer schussbereit !!! Schließlich werden wir wohl nie mehr hierher kommen und durften nichts undokumentiert lassen.

Deckengewölbe im Palast

   

Es folgte noch ein kurzer Besuch der Vank-Kathedrale im armenischen Viertel, wo in einem Museum die Geschichte der Armenier und der Genozid des Volkes eindrucksvoll dargestellt werden.

Ganz andere Bauweise: die Vank-Kathedrale.

Kostbare Decken- und Wandmalereien in der Vank-Kathedrale. Hier mussten wir gleich an die vielen russisch-orthodoxen Kirchen denken, die wir auf unserer Moskau - St. Petersburg-Kreuzfahrt besichtigt hatten.

Deckenmalerei

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kostbare Bücher - handgeschrieben und koloriert, lange vor der Zeit Gutenbergs !!!

  

Ein Tag war zu kurz für all die Eindrücke, deshalb ging es am nächsten Tag weiter: Freitagsmoschee der Seldschuken, wo die islamische Architektur aus vielen Jahrhunderten in 470 Gewölben bestaunt wurde.

Bei bestem Wetter und angenehm leichtem Wind fuhren wir zu den beiden alten Steinbrücken über den Stadtfluss Zayandeh (schon lange ohne einen Tropfen Wasser....). Nur wenige Wochen im Jahr verdient er die Bezeichnung "Fluss".

Ein Gespräch mit einem zoroastrischen Priester in einem Feuertempel schloss sich an, bevor wir in einem schattigen Garten unseren Nachmittagstee einnahmen.

 

Khaju-Brücke

Motiv reihte sich an Motiv...

Wie viele Ziegel wohl dafür verarbeitet werden mussten???

Die 30-Bogen-Brücke

Wasserspiele im Paradiesgarten

  

Neues Teeservice gefällig ????

Schachfiguren warten auf ihren Einsatz

... man konnte sich kaum sattsehen an den kunstvollen Portalen ...

Professionelles shooting für die "Prinzessinnen" ....

Begleitet von lautem Gekicher durften wir die Grazien photographieren; der Profi-Fotograf verschwand für die Dauer unserer Bilder sogar verständnisvoll hinter einer Stellwand, um den eindrucksvollen Harem nicht zu stören !!!

Schöner Innenhof mit Teehaus im Basar

Der freundliche Priester erklärte uns die Ideen der Zoroaster.

I muass amohl gugga, wo mir morga älles naganget !!!

Schließlich kah mr ja ned ohne Vorberaidong sai bei ra Schdudienfahrd!!!

     

Weiterfahrt zur letzten Station der Reise: Teheran.

 

Ein moderner Moloch, westlich orientiert schon seit den Zeiten von Schah Reza Pahlevi, mit 13 Millionen Einwohnern und einem Höllenverkehr (wenn nicht gerade Feiertag ist...).

Aufgrund der Feierlichkeiten zum Todestag des als Märtyrer verehrten Imam Hussein, welche 3 Tage dauerten, waren alle Geschäfte geschlossen, das Museum mit den Kronjuwelen und selbst auf den Fernsehturm, mit 435 Metern Höhe der höchste Turm Irans, konnte nicht gefahren werden.... Schade!!! So hatten wir stundenlang "Freizeit" - im Hotel!!! Eine große Enttäuschung auf der ansonsten wirklich eindrucksvollen Studienreise. Da hat sich der Veranstalter zu wenig Gedanken gemacht, als er die Tour ausgearbeitet hat, schließlich kehren diese Feierlichkeiten regelmäßig wieder!!!

 

Lediglich im Archäologischen Museum konnten wir am Freitagnachmittag die Schätze der Perser bewundern und am Samstag eine Prozession mit Selbstgeißelungen der Gläubigen zum Todestag des Imams bestaunen -- hier durfte ohne Beschränkung selbst die Polizei photographiert werden, was sonst nicht zu empfehlen ist, wenn man keine Verlängerung seines Aufenthalts in Iran riskieren will !!!! Allerdings hatten wir schon ein etwas mulmiges Gefühl, als wir uns im Gänsemarsch hinter Sarah unter den vielen schwarz gewandeten Personen ins Gewühl vor der Wallfahrtsstätte warfen, wo die Gläubigen zum Gebet in der Moschee zusammen kamen.

Durch Landschaften wie in Afrika -- Wüste und Steppe, viel Sand -- fuhren wir die 400 km nach Teheran.

Eingang zum Archäologischen Museum

Alte Töpfereien -- teilweise über 3000 Jahre alt ...

Steinrelief aus Persepolis

... ebenfalls aus Persepolis ... Auch hier haben die Steinmetze ganze Arbeit geleistet !

Waffenarsenal....

Vom Platz des Schah-Denkmals aus ein Blick zum Fernsehturm -- im Hintergrund ganz leicht im Dunst zu erkennen ist das Elbrus-Gebirge....

Was hat sie denn jetzt wieder im Blick ????

Das Schah-Denkmal !! - Heute wird es natürlich "Freiheits"-Denkmal genannt ! Schah ist völlig out !

Höllenspektakel bei der Prozession....

In der dunklen Menge haben wir uns dann doch etwas unwohl gefühlt....

... bei dem Gedränge geriet die Kamera leicht etwas in Schräglage, zumal die kleine Kamerafrau immer mal wieder versehentlich einen Stoß ins Kreuz bekam. Von den kostenlos und gastfreundlich angebotenen Getränken war uns von Sarah im Hinblick auf unsere andersartige Darm-flora jedoch stark abgeraten worden ....

Kleiner Plausch mit einem freundlichen Tischler -- "Vielen Dank für Ihren Besuch in Iran und alles Gute für Germany" !!! Das war nicht die einzige derartige ernst gemeinte Aussage auf unserer Reise !

... es wird nun Zeit, Abschied zu nehmen ....

                                                    "Effendi und Scheherazade" sagen "Tschüss" !!!           

   

*****************************************************************************************************************************

PS: wer Schreibfehler findet -- darf sie behalten !!! 

 

************************************************************************************************************************

 

FAZIT: Es war eine spannende Reise durch ein Land mit vielen Gegensätzen...

Streng gläubige Menschen und westlich orientierte; eine religiöse Oberschicht, die ihre Kinder ins Ausland auf Eliteschulen schickt; phantastische Landschaften und Bauten; Höllenverkehr in den Städten; rote Ampeln und Einbahnstraßen, die nur als "Empfehlungen" zu sehen sind; Fußgänger, auf die ganzjährig "Jagdsaison" herrscht; nette, freundliche Menschen, die sich bedanken, dass wir ihr Land besuchen und uns alles Gute wünschen; in den Hotels selbst beim Personal wenig Englischkenntnisse; Benzinpreise von 22 Cent bis 88 Cent je Liter - je nach Verbrauchsmenge und nur auf Bezugskarten erhältlich; komplette Videoüberwachung überall; check-points auf der Autobahn, wo die Reisebusse sich an- und abmelden müssen und die Fahrgäste teilweise kontrolliert werden, und ...und ...  Und doch: Iran war eine Reise wert!